Waldspaziergang

Gestern hat es eine halbe Stunde gewittert und geregnet. Ich fahre den Pass hinauf um die gewaschene Welt von oben zu betrachten. Die Berge bestehen hier alle aus dem gleichen verwitterten Material. Zwar sehen sie aus,

als würden sie permanent bröseln, tun sie wahrscheinlich auch, aber man merkt nichts davon, denn das Gestein ist hart wie Glas. Die Natur überrascht immer wieder mit Schönheiten, wie dieser Vogel mit einem 30 cm langen Schweif, es soll ein Kuckuck sein. Aus der Höhe von 800 Metern schaue ich in das Tal auf die Autobahnzufahrt zum Hugenottentunnel. Die Straße ist die Autobahn N1, die nach Johannesburg führt. Die Bergalm ist von hier gut sichtbar und davor im Tal die Brandstelle der letzten Woche. Auf dem Weg zurück komme ich an einem Wald vorbei. Kiefern stehen da oben. Den werde ich aufsuchen. Daheim ziehe ich mich um. Elisabeth legt mir ans Herz gute Schuhe wegen der Schlangen anzuziehen. Unverhältnismäßig gut verpackt begebe ich mich bei gut 30° in den Wald. Nur Pilzler können so verrückt sein.

Ja, es gibt Pilze, oder besser, es gab sie. Mumifizierte Reizker, Sporenlager von Erbsenstreulingen. Ausgedörrte Teile von Bovisten. Die Sandhäufchen tun nur so, als wären sie Pilze. Ein Areal von etwa 10 Quadratmetern hat ein Würgepilz voll im Griff alle befallenen Sträucher sind abgestorben. Bald treibt mich die Hitze aus dem Wald.

Sehr viele Termitenbaue sehe ich. Diese Tiere wohnen hier in der Erde. Wo mag dieser Stein herkommen. Normal sind hier die Steine rotbraun, wie gebrannte Ziegel. Wenn er nicht so schwer wäre, würde ich ihn mitnehmen. Knöpfe am Waldrand und dann noch eine handvoll Gardinenhalter sehe ich. Unglaublich was hier alles wächst?

Auch ein Stück Brezel liegt rum. Brezeln sind in Südafrika selten, also gehen hier auch andere Leute her! So bekommt der Wald gleich einen Namen: Brezelwald! Auf der Heimfahrt nehme ich ein Bild eines Weingutes mit. Es liegt gegenüber von Elisabeths Alm, aber meist im Dunst. Heute sieht man seinen verspielten Baustil in der sauberen Luft sehr gut.

Nach dem Zubettgehen wirft mich ein Schrei von Elisabeth wieder aus den Federn. “Schau mal was auf meinem Kopfkissen liegt!” Ein süßer kleiner Skorpion. “Was soll ich jetzt mit dem machen, umbringen?” Elisabeth nickt eifrig. “Aber erst muss ich ihn fotografieren.” Mit weitgeöffneten Augen beobachtet Elisabeth meine Tätigkeiten, zugleich lässt sie das Tier nicht aus den Augen. Sie ist erst wieder glücklich, nachdem ich das Kerlchen mit einem Bausch Toilettenpapier einfange und in der Toilette entsorge. Es tut mir ja sehr leid für den Skorpion, aber das Wohl von Elisabeth liegt mir noch mehr am Herzen. Wer weiß, wo der herkam, da gibt es bestimmt noch mehr.