Urlaubsende

Unser letzter Montag ist heute, wir wollen nur einen kleinen Ausflug nach Worcester machen. Dort wurde eine neue Mall eröffnet. Wir wollen ein wenig einkaufen und gucken. Endlich komme ich über den Du-Toits-Pass, dessen Straße an Elisabeths Alm vorbei führt. Nach dem Pass mündet von rechts die Straße, die durch den Hugenottentunnel führt, die N1, sie kommt hier mit der 101 wieder zusammen. Unser Einkaufsbummel beläd uns mit Tüten und Kartons. Schuhe musste ich natürlich kaufen. Zurück nehmen wir einen anderen Weg, erst nach Ceres, durch ein fruchtbares Tal und dann über den Bains-Kloof. Das ist ein Pass über den gleichen Höhenzug wie bei Paarl. Allerdings ist das hier eher eine Nebenstrecke und keine besonders breite Straße. Nur gut, dass es noch hell ist, obwohl sich der Tag neigt. Im Berg geht es dann schon hart zu, links geht es bodenlos bergab. Elisabeth fleht mich an, weiter rechts zu fahren, das ist nicht immer möglich, da die vielen Kurven keinen Blick über den Gegenverkehr bieten. Allerdings sind selbst an den engsten Stellen auf der abfallenden Seite immer große weiße Steine oder betonierte Kurzpfeiler, diese Begrenzung hilft mir ungemein. Ganz schlimm wird es für meine liebe Freundin, als ich unter der Fahrt mit dem Fotoapparat herumfummele.

Nach 1000 Kurven, (ich denke, es waren nicht ganz so viele), und wenigen scharfen Bildern erreichen wir die Passhöhe. Elisabeth ist sehr erleichtert, auf ihrer Seite begleitet uns jetzt die Felswand. Dazu ist auf dieser Seite des Berges die Passstraße bedeutend besser ausgebaut. Fast ohne Kurven geht es einfach schräg bergab.

Wir steuern einen wunderbar breiten Parkplatz an und schauen auf einen einzigartigen Sonnenuntergang. Nur hier in Südafrika habe ich jemals diese unglaublichen Orangetöne im Licht der untergehenden Sonne gesehen.

Orange glühen Felsen und Erde, ein fast unirdisches Licht umgibt uns. Aus dem schattigen Dunst grüßen die Berge von Paarl. Um sicher zu sein, nicht in der Dunkelheit den Pass nach unten fahren zu müssen, nehmen wir unsere Heimfahrt wieder auf. Am Fuße des Bainskloof liegt Wellington. Als ich vor einer roten Ampel stehen bleiben muss, bietet sich ein Bild der Kirche von Wellington mit einem softfarbenen Rosa, das die Sonne auf feine Wolkenstreifen malt.

Noch lange sind wir abends auf der Terrasse. Da ich nun kapiert habe, wie ich die Sterne fotografieren kann, probiere ich alles mögliche aus. Die Venus nehme ich aufs Korn und ich kann eine Halbvenus mit meiner Kamera ausmachen.

Geradezu gespenstisch kündigt der Vollmond seinen Aufgang über dem Du--Toits-Pass an. Und dann überstrahlt er die Terrasse mit seinem Licht. Trotzdem kann ich im Westen den Orion ganz klar einfangen. Afrikanische Nächte! Unsagbar schön!  Elisabeth und ich nützen diesen Abend um weit in die Nacht hinein miteinander zu quatschen. Ich kann ihr nicht genug danken, dass sie es mir ermöglicht hat, in dieses grandiose Land zu reisen. Denn es ist der letzte Abend, an dem wir so lange aufbleiben dürfen. Morgen können wir uns das nicht mehr leisten, denn übermorgen klingelt der Wecker um 3 Uhr, also mitten in der Nacht. Spätestens um 5 Uhr muss ich am Flughafen sein! Nur noch ein Tag verbleibt mir, an dem ich das Umfeld, das ich 4 Wochen lang erleben durfte, noch einmal mit allen Sinnen aufsaugen kann.

Dieser Tag beginnt wie immer, erst mal mit frühstücken, dann ist leider Kofferpacken angesagt. Herrjeh, wo ich meine Sachen in den 4 Wochen überall verteilt habe. Ich nehme Abschied von unseren Beschützern, Tommy und Ricki, dicke Freunde sind wir geworden. Abschied von dem Schlachtschiff Mercedes, den ich am Ende im Linksverkehr ganz gut beherrscht habe. Abschied von der südafrikanischen Alm.

Abschied von Elisabeth. Elisabeth, die mir in diesem, ach so fernen Land, eine zweite Heimat gegeben hat. Die Gedanken an daheim waren alle Zeit weit weg. Dieses Land allen Menschen zu zeigen, die ich liebe, das wäre mir ein Bedürfnis. Wenn ich den Boden der Terrasse anschaue, es ist Herbst geworden, die Blätter fallen. Steinpilze, wegen denen ich hergeflogen bin, habe ich keine gefunden. Eine neue Welt habe ich gefunden, mit Freundschaft, Gelassenheit und Ausgelassenheit. Leben und lebenlassen, so habe ich mir die Welt in der man leben kann, immer vorgestellt.