Hermanus

Für Samstag haben sich die Söhne von Elisabeth eine Überraschung für uns ausgedacht. Sie bewirtschaften die Alm und wir zwei Frauen können eine Reise machen, das ist doch ein Wort! Eine Route ist schnell gefunden. Wir fahren nach Hermanus. Die Route finde ich auf meiner Landkarte. Der erste Anlaufpunkt ist Franschhoek. In einem wunderbaren Talkessel gelegen ist es von Weinbergen umsäumt. Gegründet wurde es von den Hugenotten, die hierher ausgewandert sind.

Sie waren die Ersten, die in Südafrka Wein angebaut haben und das mit vollem Erfolg. Denn die südafrikanische Sonne verwöhnt die Trauben mit ihrer Wärme so sehr, das diese fast frei von Säure sind. Im Stadtkern von Franschhoek breitet sich ein französisches Flair aus. Der Blick vom Franschhoekpass ins Tal ist atemberaubend.

Das Meer kommt in Sicht, hier ist ein kleines Fischlokal, wir essen feinen Fisch zu Mittag. Da wir am Strand sind will ich ins Wasser. Erst wundert es mich, dass niemand da draußen schwimmt, nachdem ich bis zu meinem Allerwertesten ins kalte Naß tauche, weiß ich warum. Es ist saukalt, nichts wie raus hier! 11 oder 12° höchstes! Elisabeth ist schlauer, sie watet durch den warmen Sand.

Nachdem wir den Pass bewältigt haben, fahren wir in eine weite Ebene in der ein großer Stausee liegt. Teewaterskloof heißt er. Nein, das Wasser ist nicht zum Teekochen geeignet, es hat nur so eine Farbe, die an Tee erinnert. Einigemale legen wir einen Stop ein. Zum einen auf der Suche nach Pflanzen für Elisabeths Garten, zum andern müssen wir uns die Wälder an der Straße anschauen. Es könnte doch Pilziges unterwegs sein. Außer den bekannten Bovisten ist nichts zu sehen. Einen zapfigen Ast nimmt sich Elisabeth mit, er ist unglaublich schwer. Man könnte denken die Zapfen sind aus Eisen. Über Grabouw und Elgin fahren wir über die N2 nach Botrivier. Dort biegen wir nach Süden, nach Hermanus ab. Die Landschaft, durch die unser Weg führt, ist eine Augenweide.

Nachdem ich mich in trockene Kleider gehüllt habe, treten wir die Weiterfahrt an. Über Kleinmond (das weiße im Berg ist kein Schnee, sondern Sand!), Betty´s Bay nach Pringle. Hier sieht man die Berge vom Kap der guten Hoffnung am Horizont. Dem Ufer entsprechend schlängelt sich die Küstenstraße. Vom Seetang über grüne Hanglagen bis zu den

Berggipfeln, wir können uns kaum sattsehen. Nach der Umrunden eines hohen, weit ins Meer reichenden Berges, führt die Straße an der False Bay entlang bis Sumerset West. Welch ein Land, welch eine Landschaft, ich bin hin und weg. Über Stellenbosch, das mitten in einem großen Weinanbaugebiet liegt, erreichen wir die N1. Es ist noch Tag, als wir zur Alm gelangen. Alle Söhne von Elisabeth sind da. Wir hören von ihnen, dass der Tag im Gasthaus gut war und es viel Arbeit gab, so soll es ja sein. Wir wiederum schwärmen von unserer tollen Fahrt von den Erlebnissen.

Abends sitzen wir noch lange auf der Terrasse. Heute entdecke ich das Kreuz des Südens am Himmel. Das Sternzeichen der Zwillinge schwebt über Paarl und darauf folgt das des Löwen. Langsam dreht sich der Himmel weiter und das Sternzeichen der Jungfrau geht auf. Elisabeth hat eine Flasche Wein geöffnet. Einen Cabernet Sauvignon. Ich bin erstaunt über die Weichheit und die Verträglichkeit des trockenen Weines. Bei uns sind solche Weine für mich immer alle Sauerampfer. Allerdings ist der Alkoholgehalt ziemlich hoch. Als Betthupferl bestens geeignet. Seelig schlafe ich ein und träume von Wind und Wellen und von hohen Bergen, die in der Sonne leuchten.