Südafrika 2008

Ostermontag 2008. Am Karsamstag haben meine Enkel einen Schneemann gebaut. Ich hatte sie darauf hingewiesen, dass Ostern vor der Tür steht, daraufhin wurde aus dem Schneemann ein Schneehase. Die Welt wäre für mich absolut in Ordnung, wenn mir am Sonntagnachmittag nicht der Fund der ersten großen Morcheln gelungen wäre. Voller Schauer denke ich an das, was in den nächsten fünf Wochen auf meinen Morchelplätzen passieren wird. Die Pilze wachsen und werden alt und es ist keiner da, der sie erntet. Doch auf der anderen Seite ist es mir gelungen meinen Sohn zu einem 14-tägigen Südafrikaurlaub zu überreden. Meine Freude darüber, dass ich Land und Leute vom anderen Ende der Welt, herzeigen kann, überstrahlt den Kummer, den mir die Morcheln mit ihrem frühen Wachstum bereiten. Es werden schon welche für mich und meine Besucher, die zum Morcheltreffen kommen, übrig bleiben.

Abends, um 18 Uhr erhebt sich unser Flugzeug über die Wolken. Ein letzter Sonnenstrahl erhellt die Spitze der Tragfläche. Bis wir das Mittelmeer überquert haben, ist es Nacht. Tripolis glitzert aus dem Dunkel, der Mond geht auf.

Der Flug verläuft, wie ich ihn auf meiner Pilzseite beschrieben habe : http://www.appelt.org/html/sudafrika_2008.html

Glücklich stehen wir vor dem Flughafen von Kapstadt, die Erde hat uns wieder. Ein paar Zigarettenlängen dauert es, dann kommt Dominiks Auto in Sicht, er hat Elisabeth mitgebracht! Die Freude über unser Wiedersehen ist unglaublich. So wie ich es empfinde, wird Claus von Dominik sofort für sympatisch eingestuft. Da Dominik das gleiche freundschaftliche Verhältnis zu seiner Mutter pflegt, wie mein Sohn zu mir, ist die Wellenlänge sehr ähnlich.

Den ersten Eindruck, den Claus von Südafrika bekommt, ist der Linksverkehr. Für mich ist das schon bekannt. Jedoch trifft etwas Außergewöhnliches ein. Es ist 8 Uhr am Morgen, der Strom wird in Kapstadt abgeschaltet und somit fallen die Verkehrsampeln aus. Auf normalen Kreuzungen verläuft das meist unproblematisch und diszipliniert, die Autofahrer schalten auf Stop and Go um. Auf den beiden Straßen die sich hier kreuzen und die beide 6-spurig sind, verläuft das anders. Ein heilloser Knäuel von kleinen und großen Blechkisten, mit und ohne Anhänger,  steht kreuz und quer. Links- und Rechtsabbieger verhaken die Sache erst richtig. 20 Minuten dauert es, bis sich der Gordische Knoten löst. Für Claus hat das Wort Linksverkehr nun eine eigene Dimension bekommen, denn in all dem Durcheinander hätte er nicht mehr sagen können, wo er nun hätte hinfahren müssen. Die Auffahrt zur N1 bringt die Erlösung. Dominik lässt das Auto munter springen. Als wir auf Paarl zufahren begrüßt uns der erste Sonnenstrahl, der über die Drakenberge ins Tal fließt, zu deren Füßen Elisabeths Alm liegt. Schön ist dieser Empfang und wir betrachten ihn mit einer gewissen Ehrfurcht.

Ich empfinde es als wunderbar, wieder hier zu sein. Es ist so ein bisschen wie heimkommen. Meine liebe Freundin hat ihre beiden Zimmer für Claus und mich eingerichtet und sich selbst ins Wohnzimmer quartiert. Ich protestiere heftig, so geht das doch nicht! Wir haben Urlaub und sie muss den ganzen Tag arbeiten, da braucht sie doch ihr Bett! Nun erfahre ich zum ersten Male, was es heißt, bei Elisabeth auf Granit zu beißen. Sie weicht keinen Millimeter von ihrer Zimmereinteilung ab. Wir geben unser chancenloses Gerede auf und richten uns in den zugeteilten Räumen häuslich ein. Inzwischen hat Elisabeth das Mittagessen gekocht. Den ersten Nachmittag unseres Hierseins verbringen wir damit, den Garten von Elisabeth zu bewundern, den sie wieder mit aller Liebe in ein Blumenmeer verwandelt hat, trotz Affenhitze. Sobald die Sonne etwas tiefer steht, wende ich mich meiner Lieblingsarbeit zu, all die Herrlichkeiten mit Wasser zu versorgen.

Am Morgen hört Claus den gleichen Ruf, wie ich vor einem Jahr: Claus, schau aus dem Fenster! Worum es sich handelt, weiß ich sofort. Der Pass hat wieder seine Nebelkappe auf und entlädt sie über die Gipfel. In gewisser Höhe verschwinden die feinen Wassertröpfchen im Nichts. Mit der aufgehenden Sonne verschwindet der Spuk.

Einen neuen Hausgenossen gibt es auch, Rambo! Das ist knapp zwei handvoll Kater. Abends, als die ersten Lichter von Paarl aus dem Tal leuchten und wir gemütlich auf der Terrasse sitzen, bekommt Claus den Eindruck, von dem ich das ganze Jahr erzählt habe. Doch solche Gefühle kann man nicht verbal übermitteln, dass muss man mit Augen, Haut und Haar selbst erleben.

Heute ist mein Sohn schwer beschäftigt, wir haben Elisabeth einen PC mitgebracht, was diese unglaublich freut. Ein PC ist eben eine Tür zur Welt. Fast alle ihrer Bekannten sind im Internet.  Mich freut es mindestes genauso, denn nun kann ich von daheim aus wieder laufend mit Elisabeth schreiben. Und kann erfahren, ob es ihr gut geht.

Nachmittags bekommen wir Besuch, Anett und Erwin. Es gibt wieder eine herzliche Begrüßung. Freundschaft ist sofort geschlossen. Es soll am Abend ins Deutsche Haus gehen. Da werden wir das deutsche Umfeld von Paarl kennenlernen.

Bevor wir losfahren, kommt ein anderer Besuch auf die Terrasse, eine Gottesanbeterin. Noch nie habe ich ein solches Insekt in Natura gesehen. So geben wir uns alle Mühe, ein anständiges Bild von ihr zu bekommen. Meine Schwiegertochter wird sich darüber sehr freuen. Das gesellschaftliche Beisammensein am Abend verläuft sehr lustig. Erwin erzählt von arikanischen und deutschen Freunden und lädt uns zu all diesen ein!