Cedarberge 1

Erwin kommt am nächsten Tag, um uns abzuholen. Sein Kofferraum ist schon halbvoll, wir stopfen unsere Sachen dazu. Da ist ja noch so viel Platz? Erwin klärt mich auf, dass wir noch viel einkaufen müssen, aha! Erst fahren wir über den Bainskloof, den Pass über den ich mit Elisabeth gefahren bin und der eine höchst bizarre Felsenwelt zeigt.

Riesen, die ins Land schauen, Saurierköpfe drängen zur Straße, Schafe auf blanken Felsen? Nein, sie selbst bestehen aus Stein. Plötzlich bremst Erwin, eine Schildkröte überquert die Straße. “Die muss ich wegtun, die wird überfahren!”

Nachdem die Schildkröte im tiefen Gras verschwunden ist, setzten wir die Fahrt durch die steinigen Formationen bis Ceres fort. Nun kaufen wir ein: Wasser, Bier, Fleisch, Gewürze, Salat. Ups, der Kofferraum ist proppenvoll. Schon bald geht unsere schöne Teerstraße in eine unglaublich raue steinige Straße über. Erwin fegt ohne Rücksicht auf Verluste auf diesem Waschbrett weiter.

Immer mehr Saurier tauchen jetzt am Straßenrand auf. Sie werden immer größer. Seltsam, dass diese uralten Gesteinsbrocken immer die Figur dieser Urweltriesen aufweisen. Zu gerne hätte ich ein paar fotografiert. Doch aus dem Auto heraus geht es nicht. Viel Staub hat sich auf alle Scheiben gelegt, dazu rattert und nottelt das Auto, das alle Versuche nur elend verwackelte und verstaubte Bilder ergeben. Nach links zweigt eine Straße ab, dieser folgen wir unendlich bergauf. Die Qualität der Straße ist mindestens genau so mies, wie vorher. Tausende Steine über die wir fahren schütteln uns ordentlich durcheinander. Zwischen hohen Bergen sehen wir unsere Route im Dunst. Und, Oh Wunder! Zwischen all der schönen, doch fast lebensfeindlichen Landschaft, tun sich in den Tälern Weingüter auf.

Hilfe! Geht es hier überhaupt noch weiter? Ja doch! Und wieder steckt ein Wohngebäude im Dickicht des Vynbusches.

Hinter undurchdringlichem Stacheldrahtverhau blüht der schönste und größte Bougainvilleastrauch den ich je sah. Doch bald wird es richtig lustig. Wir sind auf dem besten Wege nach Wupperthal. Sind wir denn wirklich sooo weit gefahren?

Natürlich nicht. Es gibt in Südafrika Orte, die heißen Hamburg oder Heidelberg. Erwin sagt, nur noch drei Kilometer, dann sind wir da. Ein Allradwagen wäre für die Stecke nach Wupperthal nötig, aber wir wollen nach Keurbosfontein. Ganz versteckt von der Straße, erst nicht sichtbar, schlängelt sich ein kleiner Fluß in einem grünen Tal. An dessen Ufer gibt es einen Campingplatz, Mietbungalows und einen Miniladen. In einem der kleinen Häuschen sind Claus und ich einquartiert. Wir nehmen nur den Schlüssel mit. Denn unsere Fahrt geht noch ein paar Kilometer weiter zur Sternwarte. Anett ist noch nicht da, doch einige andere Leute, die sich gerne in mondloser Nacht die Sterne anschauen. Auf Empfehlung von Andrev, einem Hobbyastrologen, machen wir einen Ausflug zu Loth´s Wife. Etwa einen Kilometer müssen wir dahin fahren und vielleicht 500 Meter laufen. Da es schon dämmert, machen wir uns sofort auf den Weg.