Tafelberg 2008

Claus hat im Haus von Elisabeth so manches entdeckt, was eine männliche Hand braucht. Also schaffelt er quer durch die Hütte. Elisabeths Aufrufe, dass er doch was Angucken müsse, da sein Urlaub so kurz ist, ignoriert er erst mal. Zum Wochenende planen wir den Trip zum Tafelberg.

Der Ausflug wird für mich ebenfalls neu, denn der Berg ist heute blitze blank. Keine Spur einer Wolke!

Bei strahlendem Sonnenschein betreten wir die Bergfläche. Die Sicht auf Kapstadt ist klar und überwältigend. Claus ist begeistert von der Rundumsicht. Er drückt meine Hand und zwinkert mir zu. Das Hiersein bedarf keiner Worte.

Auf dem Rundweg versuche ich Clausi alles zu erzählen, was mir Anett im vorigen Jahr eingebläut hat. Maches weiß ich ganz genau, manches ist etwas bruchstückhaft. Einzigartig finde ich den Blick bis zum Kap der guten Hoffnung. Im letzten Jahr war hier nur eine graue Wand. Schon morgen wollen wir dorthin.

Dann kommen wir zur Schlucht, die den Tafelberg in zwei Teile teilt. Hier bin ich im letzten Jahr an Anett fast verzweifelt, da sie immer den äußersten Rand zum Abgrund aufsuchte. Aber das war ja nichts, gegen das, was ich heute sehe!

Anett hat meine Befürchtungen immer belächelt, mein Sohn ignoriert mein Geplärre einfach. Dazu übertreibt er maßlos, er muss über eine kleine Schlucht springen, um auf einen alleine stehen Felsen zu kommen. Nun leide ich wortlos, während er den Blick ins Bodenlose fotografiert, ich möchte ihn nicht erschrecken! Wird er den Sprung zurück schaffen?

Was bin ich glücklich, als er mit nur zwei Schritten Anlauf, die Schlucht zurück überquert. Er sieht mein entsetztes Gesicht, nimmt mich in den Arm und drückt mich. “Ist gut, ich bin in Ordnung”, stammele ich.

Vergeblich habe ich die Tafel mit der Warnung gesucht, die den Leuten sagt, wo sie vor dem Abgrund nicht weitergehen sollen, dabei ist es nicht neblig. Sicher steht die Tafel gute fünf Meter hinter uns, im dichten Grün. Endlich habe ich mein Kind in meiner Obhut und kann ihm meinen Horror erklären. Was ihn nicht abhält seine, für mich Schwindel erregenden Touren, weiter zu betreiben.

Er versucht es mir zu erklären: “Mom, ich muss da einfach rauf, das ist ein unglaubliches Gefühl.” Ich schließe mit ihm einen Kompromiss. Wenn er MUSS, dann DARF ich mir auch Sorgen machen. Danach versucht er mich auch in solitären Einstellungen zu fotografieren, was nicht so ganz gelingt! Nein, ich bin nicht töricht, ich gehe nicht an die Kante!

Wackelnde Steine im Berg finde ich richtig beruhigend, wenn die das Gleichgewicht verlieren, kann es mir egal sein.. Urwelttiere aus Stein können mich nicht schrecken.                                                   Nanu! Der ist ja echt!

Vergeblich versuchen wir den Weg der N1 Richtung Paarl zu entdecken. Da draußen ist es doch zu dunstig.  Im Shop nehmen wir einige Kleinigkeiten mit. Die Daheimgebliebenen sollen  damit ein wenig Südafrika abbe- kommen. Wir nehmen Abschied von diesem einzigartigen Ort. Bevor wir in die Bodenstation einfahren, klemmt die Bahn! 20 Meter davor und 6 Meter über dem Boden. Nach fünf Minuten ruckelt die Kabine weiter! Uff!